Stammtisch des WIBeN e.V. stellt kritische Fragen
Mitglieder des Unternehmerverbandes WIBeN e.V. trafen sich am letzten Mittwoch in den Veranstaltungsräumen der HeimArt im ehemaligen Schlecker in Altenkirchen, um sich über die laufenden Planungen zur Errichtung einer Umladestation im Landkreis Altenkirchen zu informieren. Dazu wurden als Referenten der Fraktionssprecher der Kreistagsfraktion von Bündnis90/Grünen Gerd Dittmann und der Betriebsleiter des Entsorgungsbetriebes ALBA West GmbH Alfred Köhler eingeladen.
Mit einer informativen Einführung in das Thema Biomüllentsorgung im Landkreis Altenkirchen wurde die komplexe Frage beantwortet, warum jährlich 22.000 t Biomüll nicht, wie bis zum Juli 2012 geschehen, in einer Fermentationsanlage der Fa. Bellersheim in Boden zu Strom und Wärme umgewandelt werden, sondern nach europaweiter Ausschreibung an den billigsten Entsorger, die Fa. Harz Humus GmbH in Quedlingburg ( Harz/Sachsen) transportiert und dort auf Freiflächen zu Kompost verarbeitet wird.
In der Ausschreibung, die der Vergabe des zweijährigen Entsorgungsvertrages vorausging, wurde die Vorgabe, den Biomüll möglichst günstig zu entsorgen, als entscheidendes Kriterium festgeschrieben. Der Werkausschuss des Abfallwirtschaftsbetriebes ( AWB) des Landkreises Altenkirchen hatte sich für eine „technisch offene“ Entsorgung entschieden. Allerdings wurden kritische Fragen seitens der WIBeN-Mitglieder laut, ob der Transport des Biomülls durch das halbe Land und die auf freiem Feld stattfindende Kompostierung wirklich die wirtschaftlichste Methode der Entsorgung darstellt und die Vergabe an den billigsten Anbieter nicht die Wirtschaftskraft der hiesigen Entsorgungsunternehmen und den Erhalt von regionalen Arbeitsplätzen gefährdet. Des Weiteren wurde der Sinn und Zweck eines von der Kreisverwaltung geplanten und in der letzten Sitzung des Kreistages vor der Sommerpause zur Entscheidung anstehenden Beschlusses zum Bau einer über 4 Mio. Euro teuren Umladestation des Abfallwirtschaftsbetriebs (AWB) diskutiert. Auf der zukünftigen Umladestation soll u.a. der eingesammelte Biomüll zwischengelagert und vom dort weiter verladen werden.
Über den zukünftigen Standort der Umladestation gibt es zur Zeit noch keine Entscheidung, im Gespräch sind die Gemeinde Nauroth und die Stadt Altenkirchen mit zwei Standorten.
Zu diesem Thema nahm der langjährige Verwaltungsfachmann des LK Altenkirchen und jetzige Betriebsleiter der ALBA West GmbH aus Singhofen Alfred Köhler Stellung und erklärte die technischen Abläufe einer Recyclinganlage und die daraus folgenden wirtschaftlichen Bedingungen. Aus der Sicht seines Unternehmens verursache die ökologisch beste Verwertung des Biomülles mittels Verstromung und Kompostierung zwar höhere Kosten für den einzelnen Haushalt, sei aber durch den Erhalt von Arbeitsplätzen und kommunalen Steuereinnahmen mehr als gerechtfertigt. Die geringfügige Erhöhung der Müllgebühren würden die Bürger angesichts dieser wichtigen Gründe akzeptieren.
Auf der Versammlung wurde außerdem die Frage nach der Beteiligung der Öffentlichkeit bei der Aufstellung des Abfallwirtschaftskonzeptes, wie er in dem seit 1. Juni 2012 in Kraft befindlichen Kreislaufwirtschaftsgesetz festgeschrieben ist, gestellt.
In einem Abfallwirtschaftsplan muss eine „ausreichende Information über die Ansiedlungskriterien zur Standortbestimmung und über die Kapazität künftiger Beseitigungsanlagen oder bedeutender Verwertungsanlagen“ enthalten sein.
Aus dem Kreis der Anwesenden wurde der Vorschlag gemacht, in einer weiteren öffentlichen Veranstaltung alle am Entscheidungsprozess Beteiligten einzuladen, um zu diskutieren ob und wenn ja wo ein Standort für eine Umladestation errichtet werden müsste und wie künftig der Biomüll regional verwertet werden kann.
Hierzu sollen die Bürgermeister, Gemeinderäte der betroffenen Gemeinden, Vertreter der Parteien des Kreistages, Vereine und Organisationen wie BUND und Greenpeace sowie interessierte Bürger zu einer Podiumsdiskussion eingeladen werden.
Diese Veranstaltung soll zeitnah vor der entscheidenden Sitzung des Kreistages organisiert werden, um allen Verantwortlichen die Gelegenheit zu geben ihre Standpunkte einer breiteren Öffentlichkeit vorzustellen.
Die Anwesenden bedankten sich herzlich beim Kreistagsabgeordneten Dittmann und Entsorgungsfachmann Köhler für die umfangreichen Informationen zu diesem komplexen Thema.
Gerald Wurch