dies war der Titel eines Infoabends mit dem
Kulturjournalisten Andreas Pecht – sozusagen im Nachklang des großen
Jubiläumsjahres 2018. können uns Marx
und Raiffeisen für unsere heutige globale kapitalistische Gesellschaft noch was
sagen? Pecht`s Antwort eindeutig Ja!
Zu Beginn beleuchtete Pecht eine
grundlegende Gemeinsamkeit der beiden: die Zeit in der beide lebten, eine Epoche gewaltiger Umbrüche – die frühe
Entwicklung des Frühkapitalismus.
Während Raiffeisen allerdings diese Zeit sehr lokal im ländlichen Raum bei der
auf Grund von Missernten und Wucherern zunehmend verarmenden bäuerlichen Bevölkerung erlebte – lebte Marx
nach Geburt und Aufwachsen in Trier in den Metropolen der Zeit – über Köln –
Paris- London usw.
Marx hat über seine Erkenntnisse und Theorien ein gewaltiges Schriftwerk verfasst – ihn muss man lesen, um
seine Aussagen auch für unsere heutige Zeit zur erfahren.
Raiffeisen hat wenig schriftlich verfasst – bei ihm muss man sein Lebensverlauf
und seine Handlungen verfolgen, um Hinweise für heute zu erfassen.
Erstaunlich ist, dass Raiffeisen 90% der Bevölkerung nicht kennt – die
Genossenschaft wohl – weniger aber den Begründer dieser. Den Namen Marx kennen 100% – wobei seine
Bedeutung zwischen dem Erfinder des Kommunismus bis hin zum Verursacher der
Sozialistischen Diktaturen pendelt. Er wird hauptsächlich für diese negativen
Entwicklungen nach seinem Tod verantwortlich gemacht.
Raiffeisens Bedeutung kennt man schlichtweg nicht.
2. Gemeinsamkeit: Das Elend der Menschen zu dieser Zeit trieb beide an:
den einen das städtische Proletariat – er wollte einen Systemwechsel erreichen
und mehr Macht für die Arbeitenden – das Proletariat – den anderen trieb die verarmende und
hungernde Landbevölkerung zu ganz pragmatischen Handlungen und Ideen.
Unkonventionelle pragmatische Wege waren Raiffeisen gerade recht – wenn es um
die Armen ging. Aufgewachsen in der ärmlichen Region des Westerwalds unter
einfachsten Bedingungen hat er das Glück über Paten zu einer umfänglichen Bildung
zu gelangen, die ihn schließlich beruflich in das Bürgermeisteramt an
verschiedene Orte in der Region führt.
Die Bedeutung von Bildung am eigenen Leib erlebt, baut Raiffeisen als
erstes Schulen auf – Bildung um der Armut zu entkommen.
2. Bemüht er sich pragmatisch, die wirtschaftlichen Bedingungen durch
Strukturmaßnahmen zu verbessern – sei es durch Straßenbau – sei es durch ein
angemessenes Kreditsystem, was die Leute atmen lässt und sich Verbesserungen
entwickeln können. So gibt er z.B.
Saatgut und Setzkartoffeln aus – die erst nach der Ernte bezahlt werden
müssen.. Dafür richtet er einen Fond ein, in den wohlhabende Bürger Geld
einzahlen – aus Verantwortung für das Gemeinwesen – nicht wegen einer Rendite.
Mit diesem Fond werden die Ankäufe finanziert bis die Bauern selber zahlen
können.
Aus dieser Idee entstehen die Genossenschaften als Solidargemeinschaften – die
Mitglieder lernen sich besser kennen – gemeinsam bürgt man fürs Ganze. Gewinn
soll es allerdings nach Meinung Raiffeisens daraus nicht geben … es soll keine
Zocker anlocken…
Das einzige Buch was er verfasst hat, ist über den Aufbau eines Spar- und
Darlehensverein.1888
Marx dagegen ist schon radikaler. Er sieht in der kapitalistischen Entwicklung
keine Zukunft sondern nach seiner Überzeugung frisst sich der Kapitalismus
selber – er tut nur was ihn fördert – und die Gesellschaft muss eingreifen, so
Marx Analyse, um nicht alles dem Markt zu
überlassen.
Er hilft begreifen, wie das kapitalistische System funktioniert – aber auch den
Wert der menschlichen Arbeitskraft und Wertschöpfer! Mensch und Natur haben
nicht der Ökonomie zu dienen – seine Überzeugung – sondern umgekehrt!
Genossenschaften als wirtschaftende Strukturen mit Beteiligten auf Augenhöhe
und mit gleichen Stimmen!
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