Immer wieder wird uns vermittelt, wir müssen in der Form der industriellen Landwirtschaft agieren, damit wir die Weltbevölkerung ernähren können. Dies hat mittlerweile, durch Massenproduktion und Schleuderpreise zu einem großen Sterben kleinerer landwirtschaftlicher Betriebe geführt(nur noch 2 % arbeiten in der bäuerlichen Landwirtschaft). Die Dimensionen der Betriebe führt aber auch zu einer hohen Investitionsnotwendigkeit und damit hohen Verschuldung der Betriebe, was einen immensen Druck auf das betriebswirtschaftliche Ergebnis hat. Die Bauern sind praktisch Sklaven ihrer Betriebe und schaffen es dennoch kaum. In einer nicht zu lösenden Spirale gefangen sehen viele Betroffene keinen Ausweg und so nehmen sich alleine in Österreich jährlich 600 Bauern das Leben – ähnliches wird aus der Schweiz berichtet …in Deutschland?
Zu diesem vermeintlichen Produktionsdruck passt allerdings nicht, dass wir heute so viel Lebensmittel produzieren, das wir 1/3 der produzierten Waren – genau 1,3 Milliarden Tonnen – jährlich wegschmeißen. Dazu gehören Ernteverluste bzw. nicht optimale Bedingungen für Lagerung- Trocknung und Weiterverarbeitung auf der ganzen Welt – die sogenannten Food Losses (Nahrungsmittelverluste).
Der größere Teil ist der Food Waste (Lebensmittelabfälle, Verschwendung) – das Vernichten von Produkten die zum Verzehr bestimmt sind. Die Abfälle entsprechen 95 -115 Kilo ca pro Person jährlich bzw. insgesamt 220 Millionen Tonnen. Sie fallen bei Privathaushalten, im Einzelhandel und in der Gastronomie an. Dazu gehört zum Beispiel die Aussortierung von Produkten, weil Größe und Form nicht passen (EU Normen für Standards…).
In Deutschland konkret 18 Millionen Tonnen gesamt und 82 Kilo pro Kopf und Jahr! Die Hälfte wäre vermeidbar – gäbe es nicht die engen Vorschriften – würde in kleineren Einheiten verkauft …..
Ca 40% ist Vernichtung durch die Endverbraucher. Die Überproduktion, durch die industrielle Landwirtschaft ist gewollt – die Großerzeuger und deren Handelsketten verdienen damit dazu natürlich die Geräteindustrie drum herum – die Bauer weniger…
Seit Beginn der neunziger Jahre – mit dem Aufbau der Welthandelsorganisation-, wurde daran gearbeitet, Lebensmittel preiswerter – sprich billiger zu machen – damit die Menschen ihr Geld auch für andere Konsumartikel ausgeben können. In Deutschland wird für Lebensmittel mittlerweile lediglich 12% des Einkommens ausgegeben – in anderen Ländern sind es 60 -70%. Billig bedeutet aber oft gleich wertlos – der Wert der Lebensmittel – ist dadurch drastisch gesunken und damit auch der Wert der Arbeit, die dahinter steckt. Die Bauer erhalten immer weniger für ihre Produkte – weil preiswerte Ware aus anderen Ländern den Markt füllen und die Discounter die Preise diktieren. Die Discounterpreise sind jedoch nur durch die unwürdigen Arbeitsbedingungen in anderen Ländern (mittlerweile auch schon bei uns) möglich.
In der Fleischproduktion funktioniert dies nur durch die Massentierhaltung, die die Tiere nicht mehr als Lebewesen behandelt sondern nur noch als Produkte ohne Leben.(Sehr krass zu sehen in dem Film- Bauer unser!)
Der rasante Anstieg der Fleischproduktion – er hat sich in den vergangenen fünfzig Jahren mehr als vervierfachst – hat zur Folge, dass in großem Stil Futtermittel angebaut werden muss. Das benötigte Ackerland für Futtermittel wächst (90% davon ist es Soja – was in anderen Ländern des Südens angebaut wird und importiert wird – dazu 1/3 der Getreideernte. Für die Fleischerzeugung wird 70% der Ackerfläche gebraucht!
Würden wir nicht so viel an Vieh verfüttern, könnten wir bereits heute mit den Agrarprodukten 12 Milliarden Menschen ernähren. Für den Sojaanbau werden Ackerflächen der heimischen Bevölkerung im Süden zum Teil widerrechtlich besetzt – großflächig bearbeitet mit Dünge- und Spritzmittel behandelt, ohne Rücksicht auf die dort lebenden Menschen und auf die Situation der Böden. So sind mittlerweile bereits schon eine erhebliche Zahl an Ackerböden völlig unbrauchbar!
Ganz zu schweigen von der Auswirkung dieser extremen Landwirtschaft auf das Klima. Die Umwandlung von Wald- oder Grünlandflächen in Getreidefelder – der Methanausstoß der riesigen Rinderherden bei der Massentierhaltung – der intensive Einsatz von Dünge- und Spritzmittel.
All dies hat seine Auswirkungen auf den Klimawandel. Dazu noch die riesigen Wassermengen, die bei der Verarbeitung bzw. beim Wachsen der Produkte gebraucht werden: bei einem Hamburger sind es 2400liter – für 1 Tasse Kaffee 140 Liter virtuelles Wasser.
Führt man sich dann die 1,3 Milliarden Tonnen Lebensmittel, die jährlich vernichtet werden vor Augen so sind dies in der Folge
250km³ Wasser -1,4 Milliarden Hektar Land – was unnötig verbraucht wird – 3,3 Mrd. Tonnen CO2-Emissionen, die unnötig ausgestoßen werden und 750 Milliarden Dollar Verlust – mit diesem Geld könnte man an vielen Stellen Gutes bewirken.
http://www.welthungerhilfe.de/themen/lebensmittelverschwendung.html
https://www.verbraucherzentrale.de/lebensmittelverschwendung
http://www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/Publikationen-PDF/WWF_Studie_Das_grosse_Wegschmeissen.pdf